Ziel der WirtschaftsWerkstatt ist es, junge Menschen beim verantwortungsvollen Umgang mit Finanzen zu stärken. „Nachhaltigkeit hat viel mit Finanz- und Wirtschaftskompetenz zu tun“, erläutert Serena Holm, Bereichsleiterin Corporate Affairs bei der SCHUFA. „Nur wer weiß, unter welchen Umwelt- oder Arbeitsbedingungen ein Produkt hergestellt wurde, kann eine eigenständige und für sich selbst passende Kaufentscheidung treffen. Deshalb haben wir in diesem Jahr auch einen Fokus auf das Thema nachhaltiger Konsum gelegt.“
Mit kleinen Schritten Großes leisten
Um Jugendliche bei ihren Kaufentscheidungen für nachhaltige Produkte zu sensibilisieren, hat die Bildungsinitiative W2 mehrere Aktionen gestartet – online in den sozialen Medien aber auch offline im Klassenzimmer. Im Rahmen eines Wettbewerbs wurden Schüler und Studenten aufgefordert, Upcycling Produkte zu entwickeln, mit denen die Umwelt sowie der eigene Geldbeutel geschont werden. „Der Wettbewerb soll zeigen, dass man auch aus Altem etwas schönes Neues herstellen kann und dass jeder kleine Schritt Großes im Bereich Nachhaltigkeit leisten kann“, sagte Serena Holm.
Ein halbes Jahr lang beschäftigten sich die Jugendlichen und jungen Erwachsenen damit, eine Idee in ein marktfähiges Projekt umzusetzen. Vier SchülerInnen- und drei Studierendenteams aus ganz Deutschland erreichten das Finale und erhielten die Chance, ihre Prototypen auf dem Summit der WirtschaftsWerkstatt in Berlin vor einem Publikum vorzustellen. Mit dabei waren auch Vertreter von Medien und aus der Politik. Key-Note-Speaker Dr. Frank Steffel, Mitglied des Deutschen Bundestags und Mitglied des Finanzausschusses, lobte die Arbeit der SCHUFA-Bildungsinitiative: „Ich finde es schön, wie Kompetenzbildung hier umgesetzt wird.“
„Wettbewerb mit Mehrwert"
Positives Echo fand der Wettbewerb sowohl bei den Schülerinnen und Schülern als auch bei den Lehrkräften. Schülerin Eva sagte: „Nachhaltigkeit ist für mich Teil meines täglichen Lebens. Bei dem Wettbewerb habe ich gelernt, dass jede noch so kleine Idee eine Möglichkeit darstellt, noch nachhaltiger leben zu können.“ Auch Oberschüler Falk war begeistert: „Hier haben wir gelernt, Projekte zu präsentieren und sind gleichzeitig inspiriert worden.“ Thomas Roth, Pädagoge am regionalen beruflichen Bildungszentrum Müritz (RBB Müritz) ergänzte: „Der Wettbewerb hat nicht nur die Phantasie der Schüler im ersten Ausbildungsjahr beflügelt, sondern auch den Zusammenhalt der Klasse gestärkt.“
Trendthemen kreativ umsetzen
Die Ergebnisse konnten sich sehen lassen: So hatten Schülerinnen und Schüler aus Merzig Handtaschen aus Papier hergestellt. Eine Studentengruppe aus Potsdam hatte einen Kronleuchter aus Fahrradabfällen gebaut. Angehende Automobilkaufleute aus Müritz stellten Pinnwände aus Autohausabfällen her und ein Studentinnen-Team aus Eberswalde hatte Flaschenkühler aus Isoliermaterial und Stoffresten genäht. Am Ende siegten diese beiden Ideen und wurden mit je 500 Euro belohnt.
Professor Dr. Claudia Brözel von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung (HNE) Eberswalde freute sich über den Erfolg ihres Studierendenteams und sagte: „Im Sommersemester arbeiten wir regelmäßig mit Unternehmen zusammen. Die Bandbreite ihrer vorgeschlagenen Projekte ist groß. Deshalb entscheiden die Studierenden selber, welche Themen überhaupt umgesetzt werden sollen. Für diesen Wettbewerb fand sich sofort ein großes Team.“ Besonders gefallen hat der Professorin für Marketing und eCommerce im Tourismus, dass die Teilnehmerinnen nicht nur einen Prototypen entwickeln sollten, sondern neben einer Marktanalyse und der Erstellung eines Businessplanes ihr Projekt auch unter Zeitdruck einer Jury präsentieren mussten. „Das Team hat intensiv an seiner Idee gearbeitet. Besser kann Bildung nicht laufen.“
Nachhaltigkeitsumfrage unterstreicht Informationsbedarf
Begleitet wurde die W2 Aktion von einer forsa-Umfrage. Judith Leicht vom Marktforschungsinstitut forsa stellte die Ergebnisse der Studie vor: „Über zwei Drittel der 500 befragten Teilnehmer zwischen 16 und 25 Jahre haben starkes bis sehr starkes Interesse an Nachhaltigkeit betont. 66 Prozent von ihnen wären auch bereit, auf Dinge zu verzichten, die nicht umweltfreundlich oder unter fairen Arbeitsbedingungen produziert worden sind“, sagte die Analystin. Aber beim Konsumverhalten der Befragten habe das Thema keine Priorität, erklärte Judith Leicht. Grund dafür seien, nach den Ergebnissen der Studie, mangelnde Informationen über Herstellung und Produktionshintergründe von Waren und fehlende Glaubwürdigkeit in Produzenten.
Die Umfrage „Jugendliche und nachhaltiger Konsum“ ist bereits die zweite Studie, die die WirtschaftsWerkstatt bei forsa zu den Themen Konsumverhalten und Finanz- und Wirtschaftskompetenz in Auftrag gegeben hat. Die Ergebnisse fließen in die Arbeit der W2 ein und werden in weiteren Projekten, Wettbewerben und Kollegs aufgegriffen.