Wie es trotzdem gelingen kann, erklärt Brunhilde Hackenbruch, KYC-Expertin bei der SCHUFA Holding AG, anlässlich des Sparkassentags 2023 im Interview.
FRAGE: „Know your Customer“, kurz KYC, spielt eine immer wichtigere Rolle für Banken. Was sind dabei die zentralen Herausforderungen?
Brunhilde Hackenbruch: Die heutige Geschäftswelt ist komplex, digital und auch immer anonymer. Kunden erwarten, dass sie weltweit rund um die Uhr innerhalb kürzester Zeit digital einen Vertragsabschluss tätigen können. Das stellt Banken vor die Herausforderung, Prozesse zu implementieren, die für Kunden schnell und komfortabel sind und gleichzeitig ein Höchstmaß an Sicherheit bieten, was die Legitimation, Identifizierung, und die Erfüllung regulatorischer Vorgaben angeht.
Zudem sind die gesetzlichen Anforderungen zur Verhinderung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung in den letzten Jahren stark gestiegen. Demnach sind Banken - und andere Unternehmen - nach dem Geldwäschegesetz (GwG) dazu verpflichtet, u. a. ihren Kundenstamm gegen PEP-, Watch- oder Sanktionslisten abzugleichen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Sanktionen gegen Russland, die weitreichende Auswirkungen auf Geschäftsbeziehungen weltweit haben, wird zudem deutlich, wie schnell sich Anforderungen oder der Kreis der betroffenen Unternehmen ändern können.
Was bedeutet das für Kreditinstitute wie Sparkassen konkret?
Hackenbruch: Um alle Vorgaben zu erfüllen, muss eine Vielzahl an Daten aus unterschiedlichen Quellen beschafft und ausgewertet werden. Diese sind teilweise nicht maschinenlesbar. Daher ist ein automatisierter KYC -Prozess für viele Banken kaum darstellbar und entsprechende Prüfungen verursachen gegenwärtig teils hohe manuelle Aufwände, zudem sind sie kosten- und ressourcen-intensiv.
Zum Beispiel muss der Geschäftspartner und der bzw. die wirtschaftlich Berechtigte(n) hinter einem Unternehmen eindeutig identifiziert werden. Das kann bei weit verzweigten oder gar international agierenden Unternehmen schnell zu einer großen Herausforderung werden, die manuell kaum noch zu bewältigen ist. Außerdem sind langwierige KYC-Prozesse für Kunden wenig komfortabel und können die Conversionrate beeinträchtigen.
Wie unterstützt die SCHUFA die Sparkassen hier konkret?
Hackenbruch: Benötigt werden effektive Tools, um die regulatorischen Anforderungen mittels entsprechender Prozesse automatisiert, zeit- und ressourcen-schonend zu erfüllen. Über die KYCnow-Plattform von ClariLab (einem Joint Venture der SCHUFA und dem FinTech fino) unterstützen wir verpflichtete Unternehmen bei der Erfüllung regulatorischer Anforderungen und der Geldwäsche-Prävention.
Über die Plattform können über eine Schnittstelle (API) alle benötigten Unternehmensinformationen (z. B. Handelsregisterinformationen, Anfragen und Meldungen in das Transparenzregister, Ermittlung von Eigentums- und Kontrolllstrukturen u.v.m.) digital in Echtzeit eingeholt werden. Innerhalb weniger Sekunden steht eine komplette KYC-Akte zur Verfügung. Über die Plattform können verschiedenste Services bedarfsgerecht und modular miteinander verbunden werden. Der automatisierte KYC-Service steht über die ClariLab-Plattform, als Anbindung an bestehende Systeme via API, als Web-Frontend, oder für die Personenprüfung am Point of Sale als App zur Verfügung – denn es gilt: einfache KYC-Prozesse, damit Geldwäsche schwierig wird.
Die SCHUFA entwickelt gemeinsam mit der Finanz Informatik, dem IT-Dienstleister der Sparkassen, KYC-Lösungen für das Firmenkundengeschäft. Wie ist hier der aktuelle Stand?
Hackenbruch: Die SCHUFA ist traditionell eng mit den Sparkassen verbunden und entwickelt seit längerem maßgeschneiderte Lösungen für die Sparkassen Finanzgruppe. Zuletzt haben wir die KYCnow-Plattform der SCHUFA/ ClariLab über eine Anbindung in das Systemen der Finanz Informatik integriert. Dies ermöglicht den Sparkassen, die Daten ihrer Bestandskunden immer aktuell zu halten. Weitere Vorteile sind: mit nur wenigen Mausklicks einen neuen Gewerbe- oder Firmenkunden im Kernbankensystem anlegen, Reduzierung von Prozesskosten, Risiken besser einschätzen und nachhaltig senken sowie Wachstum im Firmenkundengeschäft generieren.
Aktuell arbeiten wir daran, sowohl Regular-Review-, als auch Event-Driven-Review-Prozesse über OSPlus_neo (teil-)automatisiert abzubilden. Die Sparkassen-Finanzgruppe wird damit die erste Deutsche Bankengruppe sein, die ihre Firmenkundenprozesse derart digital aufstellt. Wir freuen uns, auch in diesem Prozess den Part des Datenlieferanten zu übernehmen und die Digitalisierung des Firmenkundengeschäfts der Sparkassen zu unterstützen. Denn aktuelle Daten sind nicht nur regulatorisch wichtig, sondern bieten auch einen wesentlichen vertrieblichen Wettbewerbsvorteil!