Was hat er für eine Gewohnheit?
Er kauft einen sehr, sehr großen Teil seiner Lebensmittel an der Tankstelle. Er ist ständig unterwegs – da passt der Tankstellen-Einkauf am besten und bequemsten in seinen Arbeitsalltag, seinen Schichtdienst. Seine Gewohnheit ist aber teuer erkauft. Das musste er sich erst einmal bewusst machen.
Wann bilden wir die ersten Finanzgewohnheiten aus? Mit sechs und dem ersten Taschengeld?
Ja, die ersten Finanzgewohnheiten übernehmen wir von unseren Eltern. Gerade beim Taschengeld sind viele Eltern unsicher. Weil es emotional ist. Es geht aus Kindersicht ganz banal um die Frage: Bekomme ich das Taschengeld zur freien Verfügung oder habe ich Einschränkungen, was ich davon kaufen darf?
Was raten Sie?
Zur freien Verfügung. Aber damit ist es nicht getan. Bekomme ich das Taschengeld für eine Woche, für einen Monat? Muss es in dem Zeitrahmen ausreichen? Der Klassiker ist doch, dass das Kind bei den Eltern betteln geht, wenn es vorzeitig alles ausgegeben hat. Wenn die Eltern da mitmachen, dann lernen Kinder, dass Geld ohne großen Aufwand immer zur Verfügung steht. Wenn sie allerdings die Erfahrung machen, dass sie noch zwei Wochen kein Geld mehr haben, weil alles schon verprasst ist, dann fangen sie an darüber nachzudenken, wofür sie das Geld jetzt ausgeben.
Wie war es bei Ihnen?
Ich habe als Teenager nix mehr bekommen, wenn es alle war. Ich habe früh angefangen, zu arbeiten. Babysitten, Nachhilfe geben, an der Supermarktkasse sitzen. Konzertkarten waren damals schon teuer. Ich habe gelernt: Geld hat einen Gegenwert in Zeit, die ich mit Arbeit verbringen muss. Es ist wichtig, solche Erfahrungen des Mangels zu machen, weil man dadurch auch lernt zu priorisieren.
In welchen Lebensphasen kann ich noch in Geldfallen laufen?
Der nächste Kipppunkt ist der Übertritt ins Erwachsenenleben. Der Auszug bei den Eltern! Da musst du lernen, dass es Ausgaben gibt, die einer Notwendigkeit folgen. Miete, Strom, Telefon. Dann kommen Dinge hinzu, mit denen kein Jugendlicher rechnet – zum Beispiel der Rundfunkbeitrag. Früher hieß das GEZ.
Die GEZ, einmal im Quartal.
Noch heute überrascht die GEZ so viele Menschen.
Warum lachen Sie?
Ich gehöre dazu. Es gibt Kosten, die man nicht auf dem Schirm hat. Eine schnöde Nebenkostenabrechnung. Oder die Stromnachzahlung. Oder wenn etwas kaputtgeht, der Kühlschrank oder die Waschmaschine, mit dem man nicht gerechnet hat. Das Budget hast du nicht in deinem normalen Monatsbudget. Das hast du dir zurückgelegt. Vielleicht.
Der Austritt aus dem Elternhaus heißt aber auch und völlig zurecht: Ich kann mit meinem Geld machen, was ich will. Das ist doch Freiheit!
Klar. Aber unsere Hauptklientel sind junge Menschen mit Konsumschulden. Viele machen sich nicht klar, dass sie mit der eigenen Wohnung, dem eigenen Konto erstmals auch Bonität nachweisen müssen.