Einfache Sprache

SCHUFA Themenportal

Aktuell & Wissenswert

Mann lächelnd auf einem Sportplatz

World-Games-Macher Sven Albrecht: "Unsere Aufgabe ist mit den Special Olympics nicht erledigt"

Ein Interview mit Sven Albrecht, Geschäftsführer von Special Olympics Deutschland, in dem er über die Entstehung der Special Olympics in Deutschland spricht.

SCHUFA: Es sind nur noch ein paar Tage bis zu den Special Olympics World Games. Wie viele Stunden Schlaf gönnen Sie sich derzeit?

Sven Albrecht: Da ich zwei kleine Kinder habe, habe ich mich an sechs Stunden Schlaf gewöhnt. Ich kann noch ruhig und vernünftig schlafen und wache nicht mit Sorgen auf. Aber ich merke, dass das Adrenalin langsam steigt. Es geht los.

Wie lange haben Sie und Ihr Team auf diesen Moment hingearbeitet, die Weltspiele zum ersten Mal nach Deutschland zu holen?

Wenn ich auf den gesamten Zeitraum zurückblicke, von der Bewerbungsphase bis heute, dann hat das Projekt in den vergangenen sieben Jahre mein Leben maßgeblich bestimmt. Es ist eine Reise, die jetzt in die finale Umsetzung geht.

Was waren die Highlights auf dieser Tour?

Davon gab es viele. Schon 2019 sind wir mit dem Wissen um den Zuschlag zu den Weltspielen nach Abu Dhabi geflogen und haben diese Vorfreude und Aufregung in uns gespürt: Wow, in vier Jahren werden wir Gastgeber sein! Ich habe meinem Team gesagt: Das ist eine ganz besondere Zeit, die wir genießen müssen. Zu erleben, wie sich eine große Aufbruchstimmung und Euphorie in der Organisation verbreitete, war sehr schön.

Es gab aber sicher auch schwierige Momente, oder?

Unser Organisationskomitee musste unter erschwerten Pandemiebedingungen arbeiten. Im März 2020 haben wir unsere Räumlichkeiten bezogen – elf Tage später begann der Lockdown. Viele Athlet:innen kommen nach den Pandemieeinschränkungen erst jetzt wieder in den Sport zurück. Und natürlich hatte die Pandemie auch in den Ländern unserer Delegationen Auswirkungen. Die wirtschaftliche Situation hat sich teils dramatisch verändert. Die Pandemie und die Inflation haben unserem Organisationskomitee zusätzlich zu den großen organisatorischen Herausforderungen noch einen Extra-Stein in den Rucksack gepackt. Und diesen spüren wir bis heute. Gleichzeitig hat es uns umso mehr motiviert, alles gut auf die Beine zu stellen.

Zur Person: Sven Albrecht

Mann lächelnd

Sven Albrecht ist Bundesgeschäftsführer von Special Olympics Deutschland und verantwortlich für die Special Olympics World Games 2023 die vom 17. bis 25. Juni in Berlin stattfinden.

Die Special Olympics haben in den vergangenen sieben Jahren mein Leben maßgeblich bestimmt.“
Sven Albrecht

Lassen Sie uns auf die organisatorischen Herausforderungen blicken – von welchen Dimensionen sprechen wir hier überhaupt?

Die Special Olympics World Games sind in Deutschland logistisch die größte Sportveranstaltung seit den Olympischen Spielen 1972. Wir haben 26 Sportarten, bei denen insgesamt 7.000 Athlet:innen aus fast 190 Ländern antreten. Wir erwarten 16 Staatsoberhäupter beziehungsweise First Ladies und 70 Minister aus 70 Ländern. Rund 18.000 Volunteers unterstützen uns in Berlin. Zum Vergleich: während der Fußballweltmeisterschaft 2006 waren nur 13.500 Volunteers im Einsatz. Hinzu kommen die vielen Events, mit denen wir neben den sportlichen Aktivitäten auch kulturell sehr breit aufgestellt sind. Es war uns zudem wichtig, für die Weltspiele von Anfang an das ganze Land einzubinden. Wir konnten 217 Kommunen für unser Host Town Programm gewinnen. All dies gab es in Deutschland seit 1972 so nicht mehr.

Wir müssen auch über Politik sprechen. Bei den Special Olympics World Games wird Russland nicht am Start sein…

Natürlich handelt man bei der Organisation eines solchen Events politisch. Wir haben sehr emotionale Diskussionen geführt, als es um den Ausschluss von Russland und Belarus ging. Wir können aber keiner ukrainischen Athletin, keinem ukrainischen Sportler zumuten, in der aktuellen Situation neben einem russischen Teilnehmer an den Start zu gehen. Das heißt aber nicht, dass in den Ländern die Förderung des Sports für Menschen mit geistiger Behinderung eingestellt wird. Da arbeiten die Organisationen national weiter.

Mann am Mikrofon „Mit der Kraft der Weltspiele können wir vor Ort wirklich etwas verändern.“ - Sven Albrecht


Was erhoffen Sie sich von den Weltspielen?

Wir wollen unsere Gesellschaft inklusiver gestalten. Unser Schwerpunkt liegt dabei nicht nur auf dem Sport, sondern auch in den Bereichen Kultur, Gesundheit und Arbeit. Hier wollen wir einen Beitrag leisten.

Wie kann das gelingen?

Aufmerksamkeit schaffen, Begegnungen möglich machen und Netzwerke aufbauen! Konkret: Die Weltspiele helfen uns, Schweinwerfer auf das Thema Inklusion zu richten. Mit unserer Medienallianz können wir eine Präsenz schaffen, die es bislang bei Special Olympics nie gab. Damit haben wir aber noch nicht alle Köpfe erreicht. Dazu müssen wir Begegnungen zwischen Menschen mit und ohne Behinderung schaffen – in Berlin und den Kommunen. Teilhabe und Inklusion entscheidet sich immer vor Ort. Deswegen ist es uns wichtig, Netzwerke mit den Kommunen zu installieren. Damit diese sich dafür einsetzen, mehr Sportangebote für Menschen mit geistiger Behinderung zu schaffen.

Ist der Sport beim Thema Inklusion schon weiter als der Rest der Gesellschaft?

Aus meiner Sicht spiegelt der Sport die Situation in der Gesellschaft wider. Nur acht Prozent der Menschen mit Behinderung haben Zugang zu Sportangeboten. Information und Bildung sind hier der Schlüssel: Wenn wir es schaffen, Trainer fortzubilden und Netzwerke zwischen Vereinen und Organisationen der Behindertenhilfe zu schaffen, kann Veränderung entstehen. Insofern: Ja, der Sport hat Kraft, aber es gibt auch hier noch viel zu tun.

"Wenn ich in den Augen der Athlet:innen sehe, was es für sie bedeutet, im Mittelpunkt zu stehen, weiß ich, dass sich jede Kraftanstrengung gelohnt hat.“
Sven Albrecht

Was können Partnerunternehmen wie die SCHUFA im Hinblick auf Inklusion von den Weltspielen lernen?

Wir setzen bewusst auf langfristige Partnerschaften, weil wir die Unternehmen begleiten wollen. So können sie ihren Blick schärfen: Wie inklusiv sind ihre Strukturen? Können Mitarbeiter:innen mit Behinderung Teilhabe erfahren? Ein Event wie die Special Olympics World Games kann hier sicher viel anstoßen. Auch durch das Corporate Volunteering entsteht viel Mehrwert.

Wie sieht dieser Mehrwert konkret aus?

Viele Mitarbeiter:innen sammeln zum ersten Mal Erfahrung im Umgang mit Menschen mit Behinderung und erhalten neue Perspektiven. Von unseren Athlet:innen kann man viel lernen: einen offenen Umgang und eine direkte Kommunikation. Dies sind übrigens gerade für Führungskräfte wichtige Impulse, ihre Sozialkompetenz und ihr Einfühlungsvermögen zu schulen und den eigenen Führungsstil weiterzuentwickeln. All diese Elemente können eine positive Unternehmenskultur fördern. Aber dafür müssen sich Unternehmen natürlich auf den Weg machen.

Menschen im Gespräch Die Special Olympics World Games sind in Deutschland die größte Veranstaltung nach den Olympischen Spielen 1972.


Die SCHUFA tut dies und schickt 170 Volunteers nach Berlin. Wie können sie das Thema Inklusion weitertragen?

Wir bekommen immer wieder das Feedback, dass die Volunteers von unseren Events mit einer hohen Motivation zurückkehren, sich auch zukünftig zu engagieren. Sei es im Sport oder in anderen Themenfeldern. Genau dies ist unser Wunsch: dass sie Botschafter für das Thema Inklusion werden. Insofern helfen uns die 18.000 Volunteers nicht nur, das Event sicherzustellen. Sie sind für uns auch unglaublich wichtige Multiplikatoren für die Zukunft, vor Ort etwas zu verändern. Die SCHUFA ist ja schon jetzt ein super Beispiel. Das Engagement und die Motivation der Mitarbeitenden ist beeindruckend. Auf der größten Sportbusiness-Konferenz Europas, der SPOBIS, haben wir gerade die Partnerschaft mit der SCHUFA als „Best Practice“ präsentiert.

Auf welchen Moment der Weltspiele freuen Sie sich persönlich?
Ich freue mich sehr auf den Einmarsch der Athlet:innen. Wenn knapp 190 Nationen ins Olympiastadion einlaufen und man in den Augen der Athlet:innen sieht, was es für sie bedeutet, im Mittelpunkt zu stehen. In diesem Moment weiß man, dass sich jede Kraftanstrengung gelohnt hat und auch in Zukunft lohnen wird. Auch das Entzünden des Special-Olympics-Feuer wird ein sehr emotionaler Höhepunkt sein, den ich trotz aller Hektik versuchen werde, ganz bewusst zu genießen.

Und was werden Sie am Tag nach der Schlussfeier machen?
Wir werden gemeinschaftlich abbauen, uns etwas ausruhen und dann mit voller Motivation an den großen Themen weiterarbeiten. Dass es selbstverständlicher wird, dass Menschen mit geistiger Behinderung in unserer Gesellschaft dauerhaft gesehen werden und im Sport teilhaben können. Die Motivation dafür wird nach den Spielen nicht einen Zentimeter kleiner sein. Unsere Aufgabe ist nicht erledigt, aber wir hoffen, dass die Weltspiele uns den Rückenwind geben, dass wir sie in der Zukunft besser bestreiten können.

Weitere Informationen

zu den Special Olympics

Menschen umarmen sich freudig

SCHUFA ist Partner von Special Olympics Deutschland

Alle Infos rund um den Veranstaltungsort, die Programmübersicht und Geschichte zu den Special Olympics, finden Sie hier.

Nehmen Sie Kontakt

mit uns auf

Ihr Ansprechpartner

SCHUFA Pressekontakt

Kormoranweg 5
65201 Wiesbaden
presse@schufa.de
Tel.: +49 611 9278-888
Mo. - Fr. 09 - 17 Uhr