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Mann freut sich über eine Goldmedailel

Special Olympics 2023: Wo ist der Medaillenspiegel?

Es gibt viele Medaillen – und viele Disqualifikationen: Wie funktioniert das Leistungsprinzip bei den World Games? Alles über die wichtigsten Edelmetall-Fragen.

1. Seit wann gibt es Medaillenspiegel?

Mit den ersten Olympischen Spielen der Moderne, 1896 in Athen, gab es auch den ersten Medaillenspiegel der Nationen. Im ewigen Medaillenspiegel führt die USA (1.058 Gold), vor Russland (590) und Deutschland (438).

2. Gibt es einen Medaillenspiegel bei den Special Olympics World Games 2023 in Berlin?

Nein. Es heißt klar: Es gibt kein Kräftemessen der Nationen. Hier spricht man von Delegationen. 174 Delegationen liefen am Samstagabend durch das Marathontor ins Olympiastadion bei der Eröffnungsfeier. Das Motto #ZusammenUnschlagbar verbietet quasi die Abschottung entlang nationaler Grenzen. Was der Special-Olympics-Bewegung wichtig ist, wurde beim Vortrag des olympischen Eids klar. Der Heilbronner Fußballspieler Ralf Andrasch schwor: „Lasst mich gewinnen, aber wenn ich nicht gewinnen kann, lasst mich mutig mein Bestes geben.“

Frau beim Laufen

„Ich habe schon wieder Silber gewonnen. Vielleicht wird es noch Gold“: Annika Meissner


3. Sind Medaillen für die Athlet:innen das große Ziel?

Nachdem es an den ersten Tagen schon viele Medaillen für das deutsche Team gab, saßen am Dienstag bei der täglichen, offiziellen Pressekonferenz gleich mehrere Athlet:innen auf dem Podium und erzählten, wie es ihnen ergangen ist. Da war Annika Meissner. Schon bei den vergangenen Special Olympics World Games holte sie Silber. Auch jetzt wurde es der zweite Platz im 5.000-Meter-Lauf der Frauen (27:28 Minuten). „Ich habe schon wieder Silber gewonnen. Vielleicht wird es noch Gold“, sagte sie ehrgeizig. Leichtathletin Janet Streifler holte im Standweitsprung den achten Platz in der Kategorie der Besten Standweitspringerinnen. Sie hat ein anderes Verhältnis zu Medaillen und sagte: „Egal ob ich eine Medaille mit nach Hause bringe: Hauptsache ich bin dabei und habe Spaß!“

An Janet Streifler lässt sich das System dieser Special Olympics World Games gut erklären. Sie ist im Vorkampf mit ihrer Leistung in die Gruppe der Besten in ihrer Disziplin eingeteilt worden. Um so viel Fairness wie möglich zu garantieren, werden die Athlet:innen nach ihren am Wettkampf erzielten Vorleistungen in Klassen eingeteilt. Mit ihrer Leistung für den achten Platz in der Top-Klasse hätte sie in einer niedrigeren Klasse vielleicht sogar Gold geholt. „Wir müssen weg von diesem Leistungsprinzip, es geht nicht nur um Medaillen“, sagt Tom Hauthal bei der Pressekonferenz. Er ist der sportliche Leiter der Special Olympics Deutschland Delegation. Sie führten zwar einen Medaillenspiegel, aber in die sportliche Bewertung einer Leistung gehe auch die Tatsache, ob jemand seine persönliche Bestleistung gesteigert habe.

4. Was soll das mit den Klasseneinteilungen?

Bei den Special Olympics haben sie ein Klassifizierungssystem eingeführt – für faire Wettkämpfe auf Augenhöhe. Bei den Paralympics werden die Athlet:innen nach Grad und Schwere der Beeinträchtigung eingeteilt. Bei den Special Olympics zählt das Leistungsvermögen. Das ermöglicht es, dass auch Menschen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen gegeneinander antreten können.

5. Wie wird die Leistung für die Klasseneinteilung bemessen?

Es gibt pro Disziplin einen Vorlauf. Hier wird die Leistung erbracht, die zu einer Eingruppierung in unterschiedliche Leistungsklassen führt. In diesen Gruppen finden dann die Finals statt. Es kann in einer Disziplin – 100 Meter, Standweitsprung, Wurf – also mehrere Gold-, Silber- und Bronzemedaillen geben.

Mann lächelnd vor Pressewand

„Wir müssen weg von diesem Leistungsprinzip, es geht nicht nur um Medaillen“: Tom Hauthal


6. Ist dieses System nicht anfällig für Betrug?

Es gab bei früheren Special Olympics Wettkämpfen tatsächlich Mannschaften, so wird es kolportiert, die ihre Sportler:innen so gebrieft haben, dass möglichst viele aus einer Nation in möglichst vielen Kategorien antreten, um möglichst viele Medaillen zu gewinnen. Um dies zu verhindern, hat der Special Olympics Weltverband die „Honest-Effort-Rule“ eingeführt. Wenn die Leistung im Finale 15 Prozent über der aus der Klassifizierung liegt, wird man disqualifiziert. Dies gilt für die Zeit-Disziplin wie Leichtathletik oder Schwimmen. In anderen Disziplinen gibt es die Observers, die Vorkämpfe und Finale anschauen. „Wenn im Volleyball eine Mannschaft im Vorwettbewerb nur Aufschläge von unten macht, im Finale aber nur von oben, dann kann das auch zur Disqualifikation führen“, erklärt Tom Hauthal.

7. Und, gab es schon Disqualifikation?

Ja, sogar sehr viele. „Bei der Leichtathletik gab es 100 Disqualifikationen“, hieß es bei der Pressekonferenz am Dienstag. Weil sie ihre Leistung um 15 Prozent überboten. „Das ist eine unnatürliche Leistungssteigerung“, sagt Tom Hauthal. „So will der Weltverband den fairen Wettebwerb sicherstellen“, sagt er. Bei der deutschen Mannschaft wurde eine Läuferin disqualifiziert, die im 800-Meter-Vorlauf 4:20 Minuten benötigte, im Finale nur noch 3:25 Minuten. Es könne viele Gründe haben, sagt Tom Hauthal, die Aufgeregtheit im ersten Vorlauf oder die anfeuernden Familien im Stadion, nennt er als Beispiel. Er und sein nationaler Verband präferieren ein anderes System. „Es soll – wie bei Olympischen Spielen – einen Vorlauf, ein Halbfinale und ein Finale geben“, sagt Hauthal. So werden die Gruppen zweimal neu eingeteilt und größtmögliche Fairness erzielt. Und die deutsche 800-Meter-Läuferin? Die disqualifiziert wurde? „Wir haben sie genauso gefeiert – für ihre neue persönliche Bestzeit.“

Special Olympics 2023 im TV und Stream: So sehen Sie die World Games in Berlin!

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