Sobald du nicht cash bezahlst, sondern auf Rechnung oder in Raten, müssen Banken oder Online-Händler bei einem Betrag über 200 EUR eine Bonitätsprüfung durchführen. Dazu sind sie sogar gesetzlich verpflichtet. Dabei sollte man nicht so naiv sein und denken, dass sich die Hausbank nur auf ihre eigenen Daten zu deiner Bonität verlässt. Denn solche Institutionen, aber auch so ziemlich alle im Online-Handel tätigen Unternehmen, stehen zusätzlich im Austausch mit unabhängigen Partnern wie der SCHUFA, die zentral aus vielen Quellen Informationen über deine Bonität in einem Score sammeln.
Dieser wird mit den hauseigenen Informationen abgeglichen und entscheidet darüber, ob dir ein Dispokredit, eine Kreditkarte oder ein höherer Kreditrahmen auf deiner Kreditkarte bewilligt wird, ob du online überhaupt auf Rechnung kaufen kannst, eine Kfz- oder die 0-Prozent-Finanzierung im Möbelhaus erhältst.
Wer in jungen Jahren allzu schluderig und gedankenlos stets Handyverträge mit dem neuesten Modell abgeschlossen hat oder ab und an die Grenzen des Girokontos ausgetestet hat, unter Umständen sogar mal eine Rechnung und die darauffolgenden Mahnungen verschlafen hat, wird schlechte Karten haben.
Somit ist dein SCHUFA-Score nicht unbedingt relevant für dich, weil dir ein besonders hoher Wert in jungen Jahren Vorteile verschafft, sondern weil dir mit einem zu niedrigen Score ganz konkret einige Türen verschlossen bleiben können.
Das kann man nun fair oder unfair finden. Fakt ist: Unternehmen möchten wissen, ob sie ein Risiko eingehen, wenn sie ein Geschäft mit dir machen. Sie möchten wissen, ob sie das Geld für ihre Produkte und Dienstleistungen von dir erhalten werden.
Wer hier im jungen Alter das Vertrauen der Unternehmen einmal verspielt hat, muss es sich erst wieder über Jahre hinweg erarbeiten. So bleiben sogenannte „Negativmerkmale“ bis drei Jahre nach Erledigung in der SCHUFA stehen. Am liebsten haben die Unternehmen natürlich Kunden und Kundinnen, die schon lange Geschäftsbeziehungen mit ihnen pflegen und immer pünktlich bezahlt haben.
Was können dir negative Einträge in der SCHUFA also vor allem in jungen Jahren verbauen? Sie können dazu führen, dass:
- du im Rennen um deinen Traumjob gar nicht erst berücksichtigt wirst, wenn du dafür eine SCHUFA-Auskunft vorlegen musst.
- du von dem:der Vermieter:in deiner Wunschwohnung eine Absage erhältst, weil ihm das Risiko zu groß ist, dass du nicht zahlst und du deswegen eine nicht so attraktive Wohnung zu ggf. sogar höherer Miete nehmen musst.
- du keinen neuen günstigen Handyvertrag mehr erhältst oder im Fitnessstudio als Kunde oder Kundin abgelehnt wirst.
- du dir beim Auto und der Küche etwas überlegen musst, weil die Finanzierung abgelehnt wird.
- du ggf. nicht einmal eine richtige Kreditkarte erhältst – vor allem keine kostenlose – und damit im Ausland beim Geldabheben mehr zahlst sowie von Cashback-Programmen nicht profitieren kannst.
- der Traum vom Eigenheim schon aus Bonitätsgründen früh ausgeträumt ist und falls nicht, du höhere Zinsen zahlen musst.
- und was es sonst noch an Kreditgeschäften gibt.
Man kann recht einfach zusammenfassen: Wer – weshalb auch immer – bereits in jungen Jahren die eigene Bonität in Mitleidenschaft gezogen hat und dadurch zurecht einen bescheidenen SCHUFA-Score erhält, dem bleiben nicht nur viele Türen verschlossen. Der:die muss auch in der Regel für die gleichen Leistungen an vielen Stellen mehr bezahlen, weil er:sie ein größeres Risiko für Unternehmen und Geschäftspartner:innen darstellt.
Meiner Meinung nach kann man gar nicht früh genug damit anfangen, sich ein grundsolides Fundament von finanzieller Bildung anzueignen und dann auch einen verantwortungsbewussten Umgang mit den eigenen Finanzen zu leben. Besonders in jungen Jahren sollten uns dahingehend die Grundsätze bewusst und plausibel sein. Denn schon in der Schule wartet niemand gerne lange auf das Geld, das er einem Freund oder einer Freundin geliehen hat. Und wer dafür bekannt ist, seine Schulden nicht zurückzubezahlen, wird auch von den Klassenkameraden und Klassenkameradinnen eher selten einen ausgegeben bekommen.
Es hat etwas mit Respekt zu tun, seine Schulden zu begleichen. Unsere Gesellschaft und unsere Wirtschaft basieren in vielen Bereichen auf Vertrauen. Wenn wir dieses missbrauchen und unsere Rechnungen stets zu spät oder gar nicht zahlen, dann dürfen wir uns auch nicht beschweren, wenn wir später dafür die Quittung erhalten. Das hat nichts mehr mit fair oder unfair zu tun, sondern ist lediglich ein Spiegelbild und das Resultat unseres Handels.