So gehen die Deutschen mit der Abstiegsangst um
Sparen, Konto überziehen, Freunde anpumpen: Die Verbraucher:innen in Deutschland reagieren ganz unterschiedlich auf hohe Inflation und steigende Energiepreise. Es gibt deshalb keine großen Zahlungsausfälle – noch.
Deutschland befindet sich in einer Art Dauerkrise. Bereits die Corona-Pandemie hat viele Menschen wirtschaftlich hart getroffen. Nun treibt der russische Angriff auf die Ukraine die Inflation auf bis zu sieben Prozent. Auf einmal verteuern sich Tomaten, Fleisch, Mehl oder Backwaren. Die Abhängigkeit von russischem Öl und Gas lässt die Energiepreise in die Höhe schnellen – und dadurch die Nebenkosten für das Wohnen. Und ein Ende ist nicht in Sicht. Aber wie kompensieren die Bürger:innen in Deutschland die finanziellen Mehrbelastungen? Die neue, repräsentative Verbraucherumfrage der SCHUFA ergibt: Die Menschen finden noch Lösungen – fraglich ist allerdings, wie lange noch. In der Umfrage geben mehr als drei Viertel (77 Prozent) der Befragten an, dass sie versuchen, insgesamt ihre Ausgaben zu reduzieren. 63 Prozent geben beim Einkaufen bewusst weniger Geld aus. 71 Prozent geben sogar an, im Supermarkt gerade nur das Nötigste zu kaufen. Neben Lebensmitteln sind zuletzt vor allem die Energiepreise erheblich gestiegen. Daher versuchen 88 Prozent der Menschen, Energie zu sparen. Und fast die Hälfte der Verbraucher:innen will weitgehend auf das Auto verzichten.
Freunde und Verwandte helfen aus
Trotz dieser Sparbemühungen scheint es für viele Menschen finanziell immer enger zu werden. 38 Prozent der Befragten haben aufgrund der aktuellen Situation auf ihre Ersparnisse zurückgegriffen. 22 Prozent überziehen ihr Konto – gegenüber 17 Prozent im Januar. Auch der Anteil der Personen, die im Freundes- oder Verwandtenkreis Geld ausleihen, stieg von zuletzt 10 auf 14 Prozent. Letzteres ist vor allem ein Phänomen in den unteren Einkommensgruppen. Lesen Sie auch: Deutsche bangen um ihren Lebensstandard.
„Eine Zunahme von Zahlungsausfällen ist in unserem Datenbestand bisher nicht erkennbar“, so Dr. Ole Schröder. „Der Indexwert der neue Zahlungsstörungen lag Ende April auf einem sehr niedrigen Stand – und noch unter dem Jahresmittel 2019. Die bisherigen Vermeidungsstrategien der betroffenen Verbraucherinnen und Verbraucher scheinen also noch zu greifen.“ Schauen Sie sich die aktuellen Analysen des SCHUFA-Datenbestands auf unserem Dashboard an.
Ruf nach staatlichen Hilfen
In diesem schwierigen wirtschaftlichen und finanziellen Umfeld erwarten 79 Prozent der Deutschen staatliche finanzielle Hilfen. Vor die Auswahl gestellt, für welche Hilfsmaßnahme sie sich entscheiden würden, wünscht sich die Mehrheit der Befragten (62 Prozent) direkte Unterstützung der Verbraucher:innen, z.B. in Form eines Energiegelds oder Tankrabatte. Eine finanzielle Unterstützung der Mitarbeitenden der von der aktuellen Lage betroffenen Unternehmen favorisieren nur 23 Prozent, eine Hilfe für die Unternehmen selbst nur 15 Prozent.
Zur Umfrage: Die NORDLIGHT research GmbH hat im Auftrag der SCHUFA Holding AG vom 27.04.2022 bis 09.05.2022 im Rahmen eines Online Panels eine bevölkerungsrepräsentative quantitative Erhebung durchgeführt (n=1.000).