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Special Olympics: „Wir müssen das Ehrenamt wieder attraktiv machen“

Zehnkämpfer Frank Busemann war für die ARD bei den Special Olympics World Games im Einsatz. Die SCHUFA-Vorstände Ole Schröder und Johannes Stoll haben ihn getroffen. Und gefragt: Wie schaffen wir mehr Inklusion?

Frank Busemanns Wort hat noch immer Gewicht – vor allem in der Sportwelt. Vor 20 Jahre gab der Zehnkämpfer sein Karriereende bekannt, aber vielen Menschen sind die dramatischen Bilder seiner Erfolge und – meist verletzungsbedingter - Niederlagen im Gedächtnis. Der 48-Jährige engagiert sich intensiv für Athlet:innen mit geistigen Beeinträchtigungen. Die SCHUFA-Vorstände Ole Schröder und Johannes Stoll haben den gelernten Bankkaufmann Frank Busemann während der Special Olympics World Games getroffen und mit ihm darüber gesprochen, wie mehr Inklusion gelebt werden kann.

Ole Schröder: Frank, wir duzen uns.

Frank Busemann: Ich duze jeden, den ich auf dem Sportplatz oder einer Sportveranstaltung treffe.

Ole Schröder: Ich habe gehört, dass es Kritik daran gab, dass du Menschen mit geistiger Beeinträchtigung im Rahmen deiner Arbeit als TV-Kommentator duzt. Das sei respektlos.

Frank Busemann: Ich halte es für respektlos, wenn ich Sportler mit geistiger Beeinträchtigung auf einmal sieze. Das mach ich mit den Sportlern bei der WM auch nicht. Wir kommen alle vom Sportplatz. Aber daran sieht man mal, was wir für Probleme haben. Wir sollten uns lieber Gedanken darüber machen, wie wir Inklusion wirklich voranbringen.

Johannes Stoll: Wo siehst du da den wirksamsten Hebel?

Frank Busemann: Wir müssen uns bewusst machen, dass Sport ein Schlüssel zur Inklusion ist. Menschen entwickeln sich über den Sport. Ich selbst habe mich in der Schule nicht getraut, mich zu melden. Ich stand immer eher schüchtern herum. Das habe ich alles durch den Sport überwunden. Der Sport macht selbstbewusst. Gemeinsam Sport treiben inkludiert und bringt uns auf Augenhöhe.

Johannes Stoll: Wie optimistisch bist du, dass das klappt?

Frank Busemann: Ich befürchte, dass der Status Quo noch länger Bestand hat. Wenn wir etwas erreichen wollen, müssen wir für Vereine, Trainer und Organisationen private Anreize schaffen und individuelle, auch finanzielle Interessen befriedigen.

Mann hält Medaille

Zur Person: Frank Busemann

Geboren: 26. Februar 1975 in Recklinghausen

Sportliche Erfolge: Frank Busemann holte bei den Olympischen Spielen von Atlanta 1996 die Silber-Medaille im Zehnkampf – mit 8706 Punkten hinter dem US-Amerikaner Dan O’Brian. Ein Jahr später, bei der Leichtathletik-WM in Athen, holte er Silber im Zehnkampf. Er absolvierte in seiner Karriere insgesamt zwölf Zehnkämpfe. Bei den Olympischen Spielen in Sydney 2000 wurde er Siebter. 2001 absolvierte er seinen letzten Zehnkampf in Ratingen – ehe er im Mai 2023 seine Karriere beendete.

Karriere nach dem Sport: Nach dem Ende seiner Leichtathletik-Laufbahn stieg er 2003 sofort als Co-Kommentator bei der ARD ein und begleitet jede große Leichtathletik-Veranstaltung. Zudem hält er Vorträge und Seminare. Seit 2014 ist er Botschafter der Special Olympics.

Bücher: Er verfasste die Werke „Aufgeeben gilt nicht“ (2003), „Zehnkampf-Power für Manager“ (2004), „Neun Monate – Aus dem Leben eines Ahnungslosen“ (2009), „Mach’s doch einfach. Das Buch für den Erfolg“ (2017).

Ole Schröder: Sollten wir nicht mehr darauf hinweisen, dass Sport mit Menschen mit geistiger Beeinträchtigung eine Bereicherung für Vereine sein kann und weniger eine Belastung?

Frank Busemann: Auf jeden Fall, aber im ersten Schritt muss ich die Türe aufbekommen. Wenn es erst einmal zu den Begegnungen gekommen ist, wenn man sich kennengelernt hat, dann sind wir auf dem richtigen Weg.

Johannes Stoll: Ich habe den Eindruck, dass wir uns in Deutschland auch beim Thema Inklusion manchmal selbst im Weg stehen. Ich höre aus vielen Vereinen zu dem Thema: Wie sieht das versicherungstechnisch aus? Was kostet das? Welche Infrastruktur müssen wir bauen? Was da alles auf uns zukommt?

Ole Schröder: Richtig – und genau hier können wir von den Special Olympics lernen: Die konzentrieren sich nämlich auf das, was geht, und nicht auf das, was nicht geht.

Frank Busemann: Ein wichtiger Schlüssel liegt im Ehrenamt. Das müssen wir mehr fördern und attraktiver machen. Die Leute sollen wieder Lust aufs Ehrenamt in Sportvereinen bekommen und motiviert werden, sich auch für inklusiven Sport zu engagieren. Die Politik kann dabei unterstützen, dass das auch passiert.

Johannes Stoll: Wie wichtig sind die World Games, um mehr Inklusion zu schaffen?

Frank Busemann: Das ist eine Chance, Aufmerksamkeit zu bekommen. Da gibt es die Medien, die berichten, Sponsoren, die sich einbringen und die Politik.

Johannes Stoll: Welche Rolle spielen Sponsoren und Partner?

Frank Busemann: Die sind wichtig, weil Geld benötigt wird. Noch wichtiger ist es, dass sie wirklich etwas verändern wollen. Wie bei der SCHUFA. Bei Euch merkt man, dass ihr mit Herzblut dabei seid.

Ole Schröder: Warum können wir nicht mehr Sportveranstaltungen gemeinsam ausrichten? Als Presenting Partner der Reiterspiele denke ich da an unsere großen Reitturniere in Deutschland. Da könnte es doch auch Wettbewerbe für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung geben.

Frank Busemann: Absolut, das ist sicher ein Weg, um die Leistungen von Sportler:innen mit geistiger Behinderung auch nach diesen World Games sichtbar zu machen. Das gilt für viele Sportarten. Damit können wir ja beginnen.

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