Alle paar Minuten ertönt ein Gong. Die nächste Nummer wird aufgerufen. Das Gesundheitsprogramm der Special Olympics World Games in Berlin (Healthy Athletes) ist gut besucht. Auf den Gängen des City Cube an der Messe Berlin tummeln sich Athlet:innen, Betreuer:innen, aber auch Familien und freiwillige Helfer. In sieben verschiedenen Bereichen können sich die Besucher:innen von medizinischem Fachpersonal untersuchen lassen: Es geht um Ernährungsberatung, Untersuchungen zum Hörvermögen oder Beratung zur psychischen Gesundheit. Mehr als 5.000 Menschen haben während der Special Olympics bereits ihre Untersuchung erhalten.
Catherine Lang steht am Check-Out beim Special Smile, der Anlaufstelle für Zahn- und Mundgesundheit. Sie ist eine von mehr als 18.000 Volunteers, die bei den Special Olympics freiwillig helfen. Allein 177 davon sind von der SCHUFA. „Where do you want to go next?“, fragt sie einen Athleten, der die Station gerade beendet hat. Meistens spricht sie mit den Besucher:innen Englisch. Sprachbarrieren existieren trotzdem. „Mit meinem Portugiesisch und Spanisch konnte ich die überwinden“, sagt Catherine Lang.

Catherine Lang bei ihrem Volunteers-Einsatz am Check-Out
Hilfe, Aufklärung und Beratung
An der Station erklären 70 Zahnärzt:innen Menschen aus aller Welt, worauf es beim Zähneputzen ankommt, untersuchen sie und geben Empfehlungen zur Weiterbehandlung. Intensive Behandlungen können dort nicht durchgeführt werden. Dafür sind die Räumlichkeiten nicht geeignet. Trotzdem versuchen die freiwilligen Helfer:innen so viel Unterstützung zu bieten, wie es möglich ist. Ziel ist es, den Menschen vor allem Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. Welche Lebensmittel und Getränke enthalten viel Zucker, worauf muss ich beim Zähneputzen achten? „Die Athlet:innen bekommen hier ausreichend Zahnbürsten und Zahnpasta. Manche sind sehr dankbar für diese Geschenke“, sagt Catherine Lang.
Mehr als 2.200 Volunteers aus 59 Ländern sind hier in Berlin im Einsatz. Darunter 100 Ärzte verschiedener Fachrichtungen und mehr als 700 Studierende und Auszubildende. Mehrere Ehrenamtliche haben ihre Praxen geschlossen oder ganze Schulklassen aus den Ausbildungsbetrieben mitgebracht. Das Engagement des deutschen Gesundheitswesens ist groß. Das liegt vor allem daran, dass Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen einen erschwerten Zugang zur gesundheitlichen Versorgung haben. Laut den Verantwortlichen der Special Olympics stehen mehr als 200 Millionen Menschen weltweit vor diesem Problem.
Ängste abbauen – und zwar auf beiden Seiten
Dank der leichten Sprache und den spielerisch aufgebauten Stationen sollen die Athlet:innen auch die Angst vor den Ärzt:innen verlieren. Im Umkehrschluss lernt das medizinische Fachpersonal den Umgang mit Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen. Auch hier sollen Hemmschwellen und Unsicherheiten abgebaut werden.

Physiotherapie beim Healthy Athletes Programm
Neben der Zahnstation sind vor allem die Untersuchungen von Augen und Ohren gefragt. Mehr als 2.350 Sehtests führten die Ärzt:innen im Rahmen des „Opening Eyes“-Programms durch und verschrieben 1.065 Brillen. Ähnlich hohe Zahlen gab es bei den Hörtests (Healthy Hearing). Brillen und Hörgeräte werden den Athlet:innen kostenlos zur Verfügung gestellt. Manche Menschen können durch diesen Service zum ersten Mal in ihrem Leben richtig hören. „Eine Athletin war von den lauten Geräuschen in der Halle komplett überwältigt. Sie konnte kaum noch hören und muss mit ihrem neuen Hörgerät die Welt erst wieder neu kennenlernen. Das zeigt, was wir hier verändern können“, sagt Catherine Lang. Für sie ist die Arbeit beim Healthy Athletes Programm sehr bewegend. „Zu sehen, wie dankbar die Menschen sind, berührt mich und ich freue mich zu unterstützen“, sagt sie. „Für uns ist diese medizinische Versorgung normal, für andere kann sie das Leben verändern."