11. Viele junge Menschen machen Erfahrungen mit Schulden, nur wenige sind überschuldet.
16 Prozent der 14- bis 29-Jährigen geben in der Trendstudie „Jugend in Deutschland 2023“ an, Schulden zu haben. Insbesondere die Schulden durch Buy Now Pay Later sei gestiegen, so die Studienmacher. Dass sie Rechnungen nicht beglichen und in Folge eine Mahnung erhalten haben, hat fast die Hälfte der Gen Z bereits erlebt – so das Ergebnis der Befragung der Hochschule Fresenius. Rund ein Viertel der Befragten hat bereits Post von einem Inkasso-Unternehmen erhalten. Als häufigster Grund für die offenen Zahlungen nannten 40 Prozent der Betroffenen, dass sie eine Rechnung vergessen hätten, 16 Prozent gaben an, dass sie nicht genug Geld hatten, um die Rechnung zu bezahlen.
Haben auch einige junge Menschen Erfahrung mit Schulden, so sind doch verhältnismäßig wenige in dieser Altersgruppe überschuldet. Von einer Überschuldung spricht man, wenn Schuldner:innen die Summe ihrer fälligen Zahlungsverpflichtungen auch in absehbarer Zeit nicht begleichen können. Der Boniversum Schuldneratlas ermittelt für 2022 bei den unter 30-Jährigen eine Überschuldungsquote von 6,65 Prozent. Die jungen Erwachsenen sind damit deutlich geringer von einer Überschuldung betroffen als die mittleren Altersklassen von 30 bis 39 Jahren (14,12 Prozent) oder von 40 bis 49 Jahren (12,52 Prozent).
12. Arbeitslosigkeit und Konsum: Die Gen Z überschuldet sich aus anderen Gründen.
Junge Menschen landen aus anderen Gründen in der Überschuldung als ältere Erwachsene. So beschreibt es der iff-Überschuldungsreport 2023. Er definiert mit den „Big Six“ die sechs häufigsten Überschuldungsgründe in der Gesamtbevölkerung: Arbeitslosigkeit bzw. reduzierte Arbeit, Krankheit, Konsumverhalten, Einkommensarmut, Scheidung bzw. Trennung sowie gescheiterte Selbstständigkeit. Blickt man auf die jungen Menschen unter 25 Jahren, zeigt sich, dass neben der Arbeitslosigkeit (22,94 Prozent) insbesondere das Konsumverhalten (18,48 Prozent) in dieser Altersgruppe stärker ins Gewicht fällt. Nach der Einkommensarmut (10,07 Prozent) zählt zudem fehlende finanzielle Allgemeinbildung (8,42 Prozent) als Ursache für finanzielle Schwierigkeiten. In geringerem Ausmaß sind zudem Krankheit (6,77 Prozent) Sucht (5,28 Prozent) ursächlich für Überschuldungssituationen.
Vielen jungen Menschen fehlt zudem die Kompetenz, eine Überschuldung zu erkennen. Auf diese Problematik weist die Studie „Kreditkompetenz junger Menschen in Deutschland“ vom Institut für Finanzdienstleistungen (iff) hin. In der Untersuchung wurden junge Menschen befragt, zu welchem Zeitpunkt man sich professionelle Hilfe bei Schuldenfragen holen sollte. 40 Prozent der Befragten würden dies zu spät tun, nämlich erst, wenn sie mehrere Rechnungen nicht begleichen könnten (16 Prozent) oder den Überblick über die ausstehenden Rechnungen bereits verloren hätten (24 Prozent). Bild: Jugendliche in Klassenzimmer
13_Finanzkompetenz der Gen Z: Solides Wissen trifft auf unsicheres Selbstbild
Wie ist es um das Finanzwissen junger Menschen bestellt – und wie kompetent fühlen sie sich? Der SCHUFA Jugend-Finanzmonitor hat dafür den Jugendlichen und jungen Erwachsenen einerseits Wissensfragen zu den Bereichen Inflation, Zinsen, Zinseszins, Risiko und Ertrag sowie Risikostreuung gestellt. Andererseits wurden sie gebeten, sich selbst Schulnoten für ihr Wissen und ihre Fähigkeiten in Finanzangelegenheiten auszustellen. Hier zeigt sich eine deutliche Lücke zwischen dem vorhandenen Grundwissen der 16- bis 25-Jährigen und ihrer Selbsteinschätzung. 42 Prozent der jungen Menschen beantworteten alle Wissensfragen richtig. Mit einem Notendurchschnitt von 3,2 bewerten sie ihr Wissen und ihre Fähigkeiten selbst jedoch eher als gering.
Die größten Wissenslücken haben junge Menschen bei den Themen Kredite, Altersvorsorge und Immobilienkredite. Hier geben sich die Befragten lediglich die Durchschnittsnote „ausreichend“ oder schlechter. Am besten informiert fühlen sich die Befragten noch zum Abschluss eines Mobilfunkvertrags sowie zur Eröffnung eines Girokontos. Als „befriedigend“ schätzen die Jugendlichen ihr Wissen zu Mietverträgen und verschiedenen Formen der Geldanlage ein.
14. Die wichtigste Informationsquelle zum Thema Finanzen ist das Internet.
75 Prozent der jungen Leute zwischen 17 und 27 Jahren nutzen laut MetallRente Jugendstudie das Internet, um sich über Finanzthemen zu informieren. Besonders oft greifen sie auf Onlineforen, Blogs und Apps zurück, aber auch Vergleichsportale sind beliebt. 61 Prozent der Befragten holen sich zudem Finanztipps von den Eltern, 47 Prozent von Freunden oder Bekannten.
Der SCHUFA Jugend-Finanzmonitor 2023 hat die jungen Menschen außerdem befragt, welche Finanzakteure und -institutionen ihr Vertrauen als Informationsquelle genießen. Das Ergebnis: Das größte Vertrauen bringen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen der Stiftung Warentest/Finanztest (70 Prozent) entgegen, gefolgt von den Verbraucherzentralen (67 Prozent). Rund die Hälfte (52 Prozent) der 16- bis 25-Jährigen schenkt in Finanzangelegenheiten den Informationen der Deutschen Bundesbank (sehr) großes Vertrauen. Vergleichsweise weniger Vertrauen bringt die Jugendgeneration Beraterinnen und Beratern von Banken (44 Prozent) und Versicherungen (26 Prozent) entgegen. Mit Abstand das geringste Vertrauen haben die Jugendlichen (6 Prozent) in Influencerinnen und Influencer auf Social-Media-Plattformen oder im Internet, die zu Finanzprodukten und -themen tätig sind. Über die Hälfte (56 Prozent) gibt an, ihnen gar nicht zu vertrauen
15. Gen Z wünscht sich ein Schulfach Finanzbildung.
Der Wunsch nach mehr alltagsnahen Informationen über Finanzthemen ist bei den jungen Menschen groß: 82 Prozent der Befragten im SCHUFA Jugend-Finanzmonitor 2023 stimmen dieser Aussage zu. Der Mehrjahresvergleich zeigt dabei eine deutliche Zunahme. 2018 äußerten nur 64 Prozent diesen Bedarf, seither ist der Anteil kontinuierlich gestiegen. 93 Prozent der jungen Menschen wünschen sich laut SCHUFA Jugend-Finanzmonitor zudem ein Schulfach Finanzen, das die Themen Geld und Finanzen ausführlich vermittelt. Dass die Schule bislang kaum als Wissensvermittler für finanzielles Wissen wahrgenommen, zeigt die Studie zur Finanzbildung von Mastercard und dem Fintech Bling, die Kinder und Jugendlichen im Alter von zehn bis 18 Jahren zu finanziellen Themen befragte. Nur 11 Prozent nannten ihre Lehrkräfte als wichtige Informationsquelle für Finanzbildung.
Doch welche Inhalte sollten in einem derartigen Schulfach im Fokus stehen? Hier liefert die Jugendstudie 2021 des Bankenverbandes Antworten: Am häufigsten nannten die befragten Jugendlichen im Alter von 14 bis 24 Jahren den Umgang mit Geld (87 Prozent) und die Möglichkeiten der Altersvorsorge (81 Prozent), gefolgt von Informationen zum Wirtschafts- bzw. Finanzsystem (76 bzw. 74 Prozent) sowie zu Möglichkeiten der Geldanlage (73 Prozent).
Quellen: Diese Studien haben wir analysiert
- Boniversum SchuldnerAtlas Deutschland (2022)
- Center for Research in Financial Communication der Universität Leipzig in Kooperation mit dem DIRK - Deutscher Investor Relations Verband und dem Deutschen Aktieninstitut: Kapitalmarktkommunikation für die neue „Generation Aktie“ (2022)
- EY: Consumer-Banking-Studie (2022)
- Girocard-Online-Umfrage: Jugend und Finanzen (2022)
- Institut für Finanzdienstleistungen e.V. (iff): iff-Überschuldungsreport (2023)
- Institut für Finanzdienstleistungen e.V. (iff): Kreditkompetenz junger Menschen in Deutschland (2023)
- Klarna Money-Management-Report (2022)
- Klarna-Umfrage zum Umgang mit Geld (2023)
- MetallRente Jugendstudie (2022)
- PAIR Finance/Fresenius Hochschule Hamburg: Mediakit Gen Z Studie: “Communication and Payment Preferences” (2022)
- SCHUFA Jugendfinanzmonitor (2023)
- Shell Deutschland: Online-Umfrage von Edelman (2022)
- Swiss Life Deutschland: Junge-Leute-Studie (2022)
- Union Investment: Befragung durch das Rheingold Institut zum Thema Nachhaltigkeit und Geldanlage (2022)
- Trendstudie „Jugend in Deutschland“ (2023)