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Finanz-Inklusions-Index: Die 10 wichtigsten Ergebnisse der SCHUFA-Studie

Wie kommen ältere Menschen mit der Digitalisierung klar? Haben die Jungen zu wenig Finanzwissen? Das sind die zehn spannendsten Ergebnisse der neuen SCHUFA-Untersuchung.

Nicht alle Menschen in Deutschland können in gleicher Weise am Finanzleben teilnehmen. Es gibt Bevölkerungsgruppen, die Schwierigkeiten beim Zugang und der Nutzung von Finanzdienstleistungen haben. Die SCHUFA erforscht jetzt, wie stark einzelne Bevölkerungsgruppen beim Finanzleben ein- oder ausgeschlossen sind und was hierfür die Gründe sind.

Kern der Studie ist der repräsentative „SCHUFA Finanz-Inklusions-Index“. Dieser gibt an, in welchem Maße einzelne Bevölkerungsgruppen an Finanzdienstleistungen (Banking, Payment, Kreditaufnahme) teilhaben.

Der Index umfasst vier Dimensionen finanzieller Inklusion mit jeweils 3 bis 6 Indikatoren (Subdimensionen). Diese basieren auf insgesamt 63 Aussagen bzw. Fragestellungen, denen die Befragten auf einer Skala von 1 (trifft überhaupt nicht zu) bis 5 (trifft voll und ganz zu) zustimmen mussten. Hier stellen wir die zehn wichtigsten Ergebnisse der Studie vor:

Grafik Teilhabestudie

Die Ergebnisse: Was sind die zentralen Erkenntnisse der Studie?

1. Die finanzielle Teilhabe in Deutschland ist zufriedenstellend.

Der in der Studie entwickelte SCHUFA Finanz-Inklusions-Index (FIX) erreicht einen gesamtgesellschaftlichen Durchschnittswert von 66,9 der insgesamt 100 möglichen Skalenpunkte. Er liegt somit im oberen Mittelfeld der Skala. Die Vertrauensdimension des FIX weist mit 72,5 Punkten einen guten Wert auf, gefolgt von der Finanzkompetenz (67,7 Punkte). Handlungsbedarfe bestehen hingegen bei der Verbesserung der subjektiven Nutzungszufriedenheit (63,8 Punkte) sowie beim Abbau etwaiger Teilhabehürden (62,1 Punkte).

Tanja Birkholz zur Teilhabe-Studie: "Wir wollen Impulse für Verbesserungen geben"

Auf einer Pressekonferenz stellt die SCHUFA den neuen Finanz-Inklusions-Index vor. Mehr dazu im Video.

Grafik Teilhabestudie

2. Finanzielle Teilhabe hängt ganz wesentlich vom Alter, von der Digitalkompetenz und von der wirtschaftlichen Situation ab.

Bestimmte gesellschaftliche Gruppen sind im Hinblick auf die Finanzinklusion deutlich benachteiligt. Der Gesamt-Index der Bevölkerungsgruppe, die mit dem Einkommen „sehr schwer zurechtkommt,” liegt bei 59,4. Bei jüngeren Menschen zwischen 16 und 24 Jahren liegt der Index bei 51,5. Befragte mit „sehr niedriger Digitalkompetenz“ erreichen mit 41,3 Skalenpunkten den niedrigsten Wert dieser Untersuchung. Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern sowie dem jeweiligen Bildungsstand sind hingegen relativ gering.

3. Jüngere Menschen fühlen sich wenig finanzkompetent.

Jüngere Menschen fühlen sich weniger kompetent im Umgang mit verschiedenen Finanzprodukten. Dies ist vor allem auf mangelnde Erfahrung zurückzuführen. Die Altersgruppe der 16- bis 24-jährigen weist einen niedrigen Gesamt-Indexwert aus: 51,5. Die Indexdimension Barrierefreiheit liegt in dieser Gruppe bei niedrigen 46,9 Skalenpunkten, die Finanzkompetenz bei lediglich 51,9.

Grafik Teilhabestudie

4. Ältere Menschen fühlen sich hingegen sehr finanzkompetent – sind jedoch vulnerabel, wenn sie Anliegen mit der Bank klären müssen.

Ältere Menschen fühlen sich grundsätzlich finanzkompetent und weisen einen hohen Grad an Finanzinklusion auf, der Gesamt-Index der Menschen in einem Alter von mehr als 55 Jahren liegt bei mehr als 70 Skalenpunkten. Sie haben einen guten Überblick über ihre Finanzen. In der Altersrubrik 65-74-Jährigen ist der Überblick mit 86 Prozent fast doppelt so gut ausgebaut, wie in der Altersrubrik der 16-24-Jährigen. Der Überblick der eigenen Finanzlage ist oft Erfahrungssache.

Anders ist es, bei der Klärung der Anliegen mit eigener Bank. Über alle Altersgruppen hinweg erleben 27 Prozent mindestens ein Anliegen pro Jahr, das sie mit ihrer Bank nicht klären konnten, in der Altersgruppe 65-74-Jährigen sind es 79 Prozent.

5. Die Menschen in Deutschland finden sich insgesamt gut in der Online-Finanzwelt zurecht.

Digitalität ist im Finanzsystem gelebte Realität. Menschen kommen mit den digital angebotenen Finanzprodukten im Grunde gut zurecht. 87 Prozent der Menschen, die über ein Konto verfügen, nutzen Onlinebanking als beliebtesten Kanal, um ihre alltäglichen Bankgeschäfte zu erledigen. Über 70 Prozent der Menschen, die ein Online-Konto haben, können dieses Konto freischalten und einrichten, ihre Bank-App intuitiv bedienen oder Sicherheits-Features bewerkstelligen, nur 5 Prozent haben explizit Probleme damit.

Grafik Barrierefreiheit

6.Die digitale Transformation ist für einige Gruppen herausfordernd.

Für einige Gruppen ist die Digitalisierung hingegen mit Schwierigkeiten verbunden. Dies zeigt sich u.a. bei der technischen Umstellung von Verfahren, wenn diese mit gewohnten Routinen brechen. Vor allem Umstellungsprozesse (neue TAN-Systeme, Karten, etc.) bilden eine Herausforderung, die auch digitale Veränderungen betreffen: 31 Prozent der Menschen haben hier Schwierigkeiten damit, wenn die Alltagsroutinen verändert werden müssen. In der vulnerablen Gruppe mit sehr geringer Digitalkompetenz (6,9 Prozent in der Index-Stichprobe) sind die Werte der Index-Dimensionen am niedrigsten, der Gesamt-Index liegt mit 41,3 mit Abstand weit unter anderen Index-Werten, einzelne Dimensionen liegen gar bei unter 40. Diese Gruppe der Non-Digitalen erleidet offenkundig die massivsten Zugangsbarrieren zu Finanzdienstleistungen. Auch stellt der Übergang von der Offline- zu Online-Welt für manche Menschen eine Herausforderung dar. So sind zwar 60 Prozent der Befragten mit der Filialstruktur und den Öffnungszeiten der Banken zufrieden, 40 Prozent sind es hingegen nicht. Und nur 54 Prozent haben das Gefühl, ausreichend Bankautomaten in ihrer Nähe vorzufinden.

Grafik Teilhabestudie

7. In Deutschland ist Bargeld nach wie vor König - und insbesondere wichtig für einkommensschwache Gruppen und für Ältere!

Bei Vor-Ort-Einkäufen nimmt Bargeld weiterhin den 1. Platz ein. Insgesamt 63 Prozent der Befragten zahlen am liebsten in Bar, weit vor Kartenzahlung oder Handy-Zahlung. Bargeld ist für vulnerable Gruppen eine Absicherung: Je weniger Geld einem Haushalt zur Verfügung steht oder je älter die Menschen sind, desto weniger wird auf andere Zahlungsangebote zugegriffen.

71 Prozent der Menschen, die mit ihrem Einkommen „sehr schwer zurechtkommen“ sowie 71 Prozent der Menschen in der Altersgruppe der 65 bis74-Jährigen, bezahlen bei Vor-Ort-Einkäufen am liebsten bar. Bargeld ist für viele Menschen nicht nur ein vertrautes Zahlungsmittel, dass sich gut überblicken und einteilen lässt, sondern auch das Medium, mit dem das Sparen kleiner Beträge für Menschen in finanziell prekären Lagen möglich wird.

Grafik Teilhabestudie

8. Die Menschen möchten mehr über Finanzen lernen.

44 Prozent der Befragten geben an, sich gut mit Finanzangelegenheiten auszukennen. Im Umkehrschluss spricht sich die Mehrheit kein gutes Finanzwissen zu. Finanzkompetenz ist Erfahrungslernen. Es fehlt aber an sicheren Räumen zum Ausprobieren und Einüben von Finanzkompetenz. Jede:r Vierte in Deutschland (28 Prozent) hat den Eindruck, dass ihm (ganz und gar) nie jemand beigebracht hat mit Geld umzugehen – weder Eltern und Sozialumfeld noch die (Bildungs-)Institutionen. Knapp die Hälfte der Befragten (48 Prozent) hat in der Schule aus eigener Sicht zu wenig über Geld und Finanzen erfahren.

9. Für viele Befragte ist Geld ein Tabu-Thema.

Frühe Institutionen der finanziellen Bildung sind Elternhäuser und Schulen. Lernen junge Menschen zuhause zunächst oft den vorsichtigen Umgang mit Finanzen (61 Prozent lernen von ihren Eltern den mahnenden Appell, dass sie umsichtig mit Geld umgehen sollen), vermitteln viele Schulen aus Sicht der Befragten immer noch zu wenig Finanzwissen. Lediglich 47 Prozent der Menschen in Deutschland sprechen im Elternhaus über den Umgang mit den eigenen Finanzen. Das bekannte Narrativ „Über Geld spricht man nicht“ zeichnet zutreffend die kulturelle Hürde auf. Finanzen sind ein hema, das man weitestgehend mit sich selbst ausmacht.

10. Finanzangebote sollten barrierefreier werden.

Unter den vier Dimensionen weist das Feld der Barrierefreiheit bei der Finanzteilhabe den im Schnitt größten Handlungsbedarf auf (62,1 von 100 Punkten): Finanzinklusion scheitert also am ehesten an Fragen eines barrierefreien Zugangs und eines einfachen Ablaufs bei der Abwicklung von Finanzgeschäften. Entsprechend gibt es insbesondere im Hinblick auf Kundenkommunikation, technische Zuverlässigkeit und Bedienbarkeit die größten Verbesserungspotentiale. Verständliche und zielgruppengerechte Kommunikation ist hier ein zentraler Hebel: Worum es bei Entscheidungen im Finanzkontext inhaltlich geht, verstehen nur 64 Prozent. Immerhin 29 Prozent sind bei diesen Entscheidungen auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen. Um den Grad der Finanzinklusion in Deutschland weiter zu verbessern, wird es darüber hinaus wichtig sein, ein diverseres, leicht erreichbares Nutzungsangebot zu entwickeln, das vulnerablen Gruppen eine stärkere Teilhabe am Finanzgeschehen ermöglicht.

Die Methode: Wie wurde der SCHUFA Finanz-Inklusions-Index abgefragt?

Die SCHUFA hat die Studie mit dem Forschungsinstitut IPSOS durchgeführt. Als wissenschaftlicher Berater war Prof. Dr. Peter Kenning, Inhaber des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Marketing an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, eingebunden.

Die Studie wurde als Methodenmix aus qualitativer Untersuchung und nachgelagerter quantitativer Befragung konzipiert und durchgeführt. In der qualitativen Untersuchung wurden Einzelinterviews mit Menschen vulnerabler Zielgruppen zu Barrieren im Finanzalltag geführt (z.B. Menschen mit Sprachbarrieren, mit körperlichen und geistigen Einschränkungen, besonders hohen und jungen Alters usw.)

Die Ergebnisse bildeten die Grundlage zur Entwicklung des Fragebogens der quantitativen Befragung. Als Grundgesamtheit diente die deutsche Wohnbevölkerung im Alter von 16 bis 74 Jahren. Insgesamt wurden 3.000 Online-Interviews geführt. Nach Validierung flossen ca. 1.500 Interviews in die Indexberechnung ein.

Studie
Grafische Abbildung eines Hefts auf blauem Hintergrund

Finanz-Inklusions-Index: Die neue SCHUFA-Studie zum Downloaden!

Was sind die Ergebnisse der Studie zum Finanz-Inklusions-Index? Die ganze Untersuchung können Sie hier als PDF herunterladen.

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