Die Menschen in Deutschland haben herausfordernde Krisenjahre hinter sich: Die Corona-Pandemie hatte für viele auch massive wirtschaftliche Auswirkungen. Der Krieg in der Ukraine sorgte für immense Preissteigerungen und für eine Energiekrise im vergangenen Winter. Wie haben sich diese Entwicklungen auf die Stimmungslage und das tatsächliche Finanzverhalten der Verbraucher:innen ausgewirkt? Die SCHUFA befragt die Menschen in Deutschland seit September 2020 mehrmals pro Jahr unter anderem zu ihrem Einkommen, zu finanziellen Rücklagen, zu Spar- und Konsumverhalten sowie zu ihren Sorgen. So können wir teilweise Ergebnisse über mehrere Jahre vergleichen. Hier sind die wichtigsten Fakten der Verbraucher-Umfragen:
1. Stimmung: Die Zukunftsängste sind gestiegen.
Mit welchem Grundgefühl blicken die deutschen Verbraucher:innen in die Zukunft? Anteile in Prozent; SCHUFA Verbraucher-Umfrage.
Der Anteil der Menschen, die sorgenvoll in die Zukunft blicken, ist seit dem Herbst 2020 gewachsen. Mit dem Jahreswechsel 2021/2022 ist der Anteil der Menschen mit Zukunftsängsten deutlich angestiegen. Noch im November 2021 lag der Anteil der besorgten Menschen bei 53 Prozent. Bis Oktober 2022 hat er sich nochmal auf 74 Prozent erhöht. Dieser deutliche Zuwachs ist vermutlich auf den Ukraine-Krieg und der damit verbundenen Energiekrise zurückzuführen. Nachdem der Winter 2022/2023 überstanden war, sind auch die Ängste der Deutschen wieder leicht gesunken. Allerdings blicken weiterhin knapp zwei Drittel der Deutschen (65 Prozent) sorgenvoll in die Zukunft. Die Zukunftsangst ist besonders in den mittleren Einkommensgruppen (2.000 bis 4.000 Euro) angestiegen. 66 Prozent der Menschen in dieser Einkommensklasse haben Angst vor der Zukunft – im Februar 2023 waren es noch 58 Prozent.
Zu den größten Sorgen der Menschen in Deutschland zählen aktuell (Oktober 2023) Preissteigerungen bei Energiekosten (74 Prozent) sowie Preissteigerungen insgesamt (73 Prozent). 72 Prozent der Befragten befürchten, dass diese Preissteigerungen den Wohlstand in Deutschland gefährden könnten. Deutlich angewachsen ist in diesem Herbst auch die Angst vor Arbeitslosigkeit. 44 Prozent der Befragten haben aktuell Angst, dass die Arbeitslosigkeit steigt. Noch im Frühjahr 2023 waren es 37 Prozent.
2. Zufriedenheit: Die finanzielle Zufriedenheit ist leicht gesunken.
Die deutschen Verbraucher:innen sind mit ihrer finanziellen Lage mehrheitlich (55 Prozent) zufrieden, 47 Prozent sind zufrieden, 8 Prozent sehr zufrieden. Immerhin 14 Prozent sind unzufrieden, 31 Prozent sind weniger zufrieden. Auch diese Verhältnisse haben sich in den Befragungswellen seit Juni 2021 leicht verändert. Eine Tendenz ist sichtbar: Seit Juni 2021 ist der Anteil der Menschen, die zufrieden oder sehr zufrieden sind von 67 Prozent auf aktuell 55 Prozent gefallen. Im Oktober 2022 waren die Werte auffällig schlecht: Mit einem Anteil von 48 Prozent fiel die Zufriedenheit geringer aus als zu allen anderen Befragungszeitpunkten. Hier deckt sich das Antwortverhalten der Menschen mit den gleichzeitig gestiegenen Zukunftsängsten im vergangenen Herbst.
3. Haushalt: Immer mehr Menschen nehmen Einbußen wahr
Anteil der Befragten, die seit Jahresbeginn Haushaltseinbußen verzeichnet haben; SCHUFA Verbraucher-Umfrage.
Gefühlt bleibt den Menschen immer weniger Geld im Portemonnaie. Der Anteil der Befragten, die aus ihrer Wahrnehmung Einkommenseinbußen in ihrem Haushalt verzeichnen, ist seit November 2020 kontinuierlich gewachsen – von 36 Prozent auf aktuell 54 Prozent. Dabei sind sowohl die Anzahl der Menschen mit leichten Einbußen (bis zu 15 Prozent) gewachsen – von 18 Prozent im November 2020 auf 24 Prozent im Oktober 2023, aber insbesondere auch die mit mittleren Einbußen (ca. 15 bis 30 Prozent) – von 11 Prozent im November 2020 auf 19 Prozent im Oktober 2023. Die großen Einbußen (ca. 30 bis 50 Prozent) haben sich auf insgesamt niedrigem Niveau sogar mehr als verdoppelt – von 3 Prozent im November 2020 auf 7 Prozent im Oktober 2023. Die hohe Inflation hat die Kaufkraft der Menschen in den vergangenen Jahren scheinbar stark schrumpfen lassen.
4. Sparen: Die Menschen legen weniger beiseite.
Sparverhalten seit Jahresbeginn: “Inwieweit hat sich ihr Sparverhalten seit Jahresbeginn geändert?” SCHUFA Verbraucherumfrage; die Antwortmöglichkeit „ich habe keine Möglichkeit zu sparen/Ich spare nicht“ wurde erstmalig im Oktober 2022 eingeführt.
Geld auf die Seite zu legen, fällt den Menschen in Deutschland immer schwerer. Der Anteil an Befragten, die sagen, dass sie eher weniger oder deutlich weniger sparen können, ist von September 2020 von 24 Prozent auf 34 Prozent im Oktober 2023 angewachsen. Gleichzeitig ist der Anteil an Befragten, die eher mehr oder deutlich mehr sparen können, im gleichen Zeitraum von 19 Prozent auf 15 Prozent gesunken. 18 Prozent der deutschen Verbraucher:innen können aktuell gar kein Geld zur Seite legen. Vor allem in den Haushalten mit einem Einkommen von weniger als 2.000 Euro ist dies der Fall: Hier sagt jeder dritte Befragte (33 Prozent), dass er keine Möglichkeit sieht, etwas zu sparen.
5. Rücklagen: Immer mehr Menschen brauchen das Ersparte auf.
In immer mehr deutschen Haushalten sind die Rücklagen aufgebraucht: Im Oktober 2023 sagt jeder fünfte Befragte, dass er keine Rücklagen mehr hat. Noch ein Jahr zuvor lag der Anteil bei 16 Prozent.
Genügend Rücklagen hat nur jeder fünfte Haushalt (21 Prozent). Knapp jeder dritte (31 Prozent) verfügt zwar noch über Rücklagen, fürchtet aber, dass diese in naher Zukunft nicht ausreichen werden. Dieser Anteil ist im Vergleich zum Oktober 2022 (36 Prozent) gesunken.
Besonders schwierig gestaltet sich die Situation in den unteren Einkommensgruppen (unter 2.000 Euro): Hier geben nur 11 Prozent der Befragten an, über genügend Rücklagen zu verfügen. 37 Prozent hatten bereits vor der Krise keinerlei finanzielle Reserven und 23 Prozent haben ihre Rücklagen inzwischen bereits aufgebraucht.
6. Konsum: Die Menschen schränken sich mehr ein.
In der angespannten finanziellen Lage haben viele Menschen ihr Konsumverhalten an die gestiegenen Preise angepasst und versuchen, sich einzuschränken. 85 Prozent sagen aktuell, dass sie insgesamt ihre Ausgaben reduzieren. Neun von zehn Verbraucher:innen (89 Prozent) versuchen, Energie zu sparen. 72 Prozent wollen weniger heizen. Auch der Anteil an Menschen, die beim Einkaufen und Shoppen weniger Geld ausgeben wollen, ist mit 74 Prozent sehr hoch. Nur 35 Prozent sagen, dass die aktuelle Situation keinen Einfluss auf ihr derzeitiges Konsumverhalten hat.
7. Zahlungsverhalten: Die Menschen schieben Rechnungen auf.
Dass das Geld knapper wird, zeigt sich auch im Zahlungsverhalten: Immer mehr Menschen haben nach eigenen Angaben Schwierigkeiten, ihren Zahlungen überhaupt nachzukommen. Jeder Dritte (32 Prozent) hat in den vergangenen sechs Monaten die Zahlung von Rechnungen bis zur Zahlungsfrist oder darüber hinaus hinausgezögert. Um finanzielle Engpässe zu überwinden, hat sich jeder Fünfte (20 Prozent) Geld bei Verwandten oder Freunden geliehen, ebenso viele haben staatliche Hilfen in Anspruch genommen.
Im Rückblick auf die vergangenen Jahre zeigen sich zudem klare Tendenzen im Umgang der Menschen mit größeren Anschaffungen, zu Ersparnissen und zu Kontoüberziehungen: Dass sie größere Anschaffungen verschieben, sagten im November 2020 noch 33 Prozent der Befragten. Bis Oktober 2023 ist die Zustimmung kontinuierlich angestiegen - auf aktuell 51 Prozent. Auf ihre Ersparnisse zurückgegriffen haben im November 2020 23 Prozent der Befragten, im Oktober 2023 sind es inzwischen 52 Prozent. Der Anteil der Menschen, die angaben, ihr Konto in den vergangenen sechs Monaten überzogen zu haben, lag im November 2020 noch bei 13 Prozent. Im Oktober 2024 stimmen 24 Prozent der Befragten dieser Aussage zu.