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Pressemitteilung Fakten aus erster Hand

Die Menschen in Deutschland brauchen ihre Reserven auf

50 Prozent müssen auf Ersparnisse zurückgreifen // Zahlungen von Rechnungen werden hinausgezögert // große Mehrheit schränkt Konsum und Investitionen ein

Wiesbaden, 14. November 2022 – Die massiven Preissteigerungen infolge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine und der gestörten Lieferketten durch Corona belasten die Menschen in Deutschland enorm. Vielen Verbraucher:innen gehen die finanziellen Herausforderungen aufgrund gestiegener Preise – insbesondere im Energiesektor, aber auch bei Nahrungsmitteln – regelrecht an die Substanz. Dies geht aus einer repräsentativen Umfrage der SCHUFA Holding AG zur finanziellen Situation der Verbraucher:innen hervor.

Rund ein Drittel der Menschen (35 Prozent) erwartet, dass ihr Einkommen nicht ausreicht, um weiterhin ihren Lebensstandard zu halten. In der vorherigen Umfrage im Mai war es rund ein Viertel (26 Prozent). Die Hälfte der Verbraucher:innen (50 Prozent) hat in den vergangenen sechs Monaten auf ihre Ersparnisse zurückgegriffen – 12 Prozentpunkte mehr als noch im Frühjahr.

In vielen Fällen sind jedoch keine Ersparnisse mehr da, geht aus der SCHUFA-Umfrage hervor. Nur noch ein Fünftel der deutschen Privathaushalte (20 Prozent) hat genügend Rücklagen, um die steigenden Lebenshaltungskosten abzufedern. Ein Drittel der Verbraucher:innen (36 Prozent) hat noch Rücklagen, fürchtet aber, dass diese nicht ausreichen werden. Diese Frage wurde erstmals erhoben.

„Die Menschen in Deutschland brauchen ihre Reserven auf“, sagt Dr. Ole Schröder, Vorstandsmitglied der SCHUFA Holding AG. „Vor allem Menschen in unteren Einkommensgruppen kommen in Schwierigkeiten. Dort waren schon vor der Krise kaum Rücklagen vorhanden.“

Unter den Haushalten mit einem Einkommen von unter 2.000 Euro geben 40 Prozent an, dass sie bereits vor der Krise über keinerlei Reserven verfügt hätten. Noch schwieriger ist die Situation von Haushalten dieser Einkommensgruppe, die Transferleistungen (ALG II, Sozialhilfe, Ausbildungshilfen, Wohngeld) beziehen: Hier hatten 65 Prozent auch vor der Krise keine Rücklagen (ohne Transferleistungen: 30 Prozent).

Die Verbraucher:innen schränken ihren Konsum ein und kaufen nur das Nötigste

Schwindende Rücklagen und steigende Preise wirken sich auch auf den Konsum aus. Drei Viertel der Befragten (78 Prozent) gaben an, dass sie beim Einkaufen weniger Geld ausgeben, im Mai äußerten dies nur 63 Prozent. Ebenfalls 78 Prozent kaufen im Supermarkt nur das Notwendigste – gegenüber 71 Prozent im Frühjahr. 70 Prozent der Befragten haben größere Anschaffungen zurückgestellt, eine Steigerung von 13 Prozentpunkten gegenüber Mai.

Es zeigt sich: Die unteren Einkommensgruppen müssen sich stärker einschränken: 87 Prozent der Haushalte mit einem Nettoeinkommen von unter 2.000 Euro können nur die notwendigsten Dinge kaufen. „Finanziell wird es in diesen Einkommensgruppen sehr eng, denn das Gros der Energiepreissteigerungen dürfte sich erst in den kommenden Monaten durchschlagen“, sagt Dr. Ole Schröder. „Unter den Befragten mit einem Einkommen von unter 2.000 Euro sagen nur 10 Prozent, sie hätten genügend Rücklagen, um die steigenden Lebenshaltungskosten abzufedern.“

Mit Blick auf die finanzielle Lage haben 15 Prozent der Haushalte mit einem Nettoeinkommen von unter 2.000 Euro in den letzten Monaten darüber nachgedacht, eine Schuldnerberatung in Anspruch zu nehmen. Der Anteil der Personen in dieser Einkommensgruppe mit Bezug von Transferleistungen, die dies in Betracht gezogen haben, liegt sogar bei 20 Prozent (ohne Transferleistungen: 13 Prozent).

Das Konto wird überzogen – Zahlungen werden herausgezögert

24 Prozent der Befragten sagen aus, dass sie in den vergangenen sechs Monaten ihr Konto überzogen haben – eine leichte Steigerung gegenüber dem Mai (22 Prozent). Ein Viertel der Verbraucher:innen (28 Prozent) hat die Zahlung von Rechnungen hinausgezögert – bis zur Zahlungsfrist oder sogar darüber hinaus. Diese Frage wurde erstmals gestellt.

„Das ist eine beunruhigende Entwicklung“, so Dr. Ole Schröder. „In unserem Datenbestand sehen wir, dass in den Monaten August bis Oktober die Zahl der Personen, die erstmals Zahlungsstörungen haben, um 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen ist.“

Die Angst vor der Zukunft wird bei immer mehr Menschen größer

Mehr als drei Viertel der Befragten (74 Prozent) hat große oder sehr große Angst vor der Zukunft. Im Mai dieses Jahres lag der Wert noch bei 62 Prozent. Die Sorgen kommen auch in der Mittelschicht an: In der Gruppe mit einem Haushaltsnettoeinkommen von mehr als 4.000 Euro äußern nun 68 Prozent große oder sehr große Angst vor der Zukunft, in der Gruppe mit einem Haushaltsnettoeinkommen zwischen 2.000 und 4.000 Euro sind es 73 Prozent. Damit gibt es nur noch einen kleinen Stimmungsunterschied zu der Gruppe von unter 2.000 Euro (78 Prozent).

Zur Umfrage: Die NORDLIGHT research GmbH hat im Auftrag der SCHUFA Holding AG vom 07.10.-14.10.2022 im Rahmen eines Online Panels eine bevölkerungsrepräsentative quantitative Erhebung durchgeführt (n=1.000). Die SCHUFA Holding AG führt diese Verbraucher:innen-Umfragen seit September 2020 durch – zuletzt im Oktober 2022.

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